Gewässer

Abwasser reinigen - Ökosystem schützen

Bodensee und Zuflüsse

Ableitung
Die gesamte Anlage mit Druckleitung von der ARA Hofen zur ARA Morgental, dem Kraftwerk Morgental, dem Ablaufkanal zum Bodensee und den Seeleitungen ist nach langer Bauzeit und teilweise nervenzehrenden Verhandlungen betreffend der Durchleitungsrechte im Sommer 2014 in Betrieb gegangen. Neben der sicht- und spürbaren Entlastung der Steinach wird im neuen Kleinwasserkraftwerk Morgental Strom produziert.

Factsheet Ableitung (PDF)


Seeleitung
Mit der neuen Ableitung der ARA Hofen gelangt heute mehr als doppelt so viel gereinigtes Abwasser in den Bereich der Arboner-/Steinacher-Bucht als zuvor. Das Abwasser wird allerdings über eine längere Seeleitung in einer Tiefe von 26 m (früher 12 m) in den Bodensee eingeleitet.

Die kantonalen Umweltämter SG und TG haben vor und nach dem Bau der Ableitung in der Arboner/Steinacher-Bucht sowie im Mündungsbereich der Steinach ein umfangreiches Messprogramm (vorher-nachher) durchgeführt. Diese Messungen sollen die Auswirkungen der veränderten Einleitsituation auf die chemischen und physikalischen Parameter der Bucht und damit die Verbesserung des Gewässerlebensraums und der Badewasserqualität aufzeigen.


Einleitstellen

Der AVM erhebt jährlich bei ausgewählten Mischwasserentlastungstellen den groben gewässerökologischen Zustand gemäss Stufe F des Modul-Stufen-Konzepts des Bundes. Im entsprechenden Gewässerabschnitt werden Schlüsselparameter wie unter anderem Schlammablagerungen, Abfälle und Bewuchs analysiert und aufgenommen. Die Untersuchungen sollen einen groben Überblick über wichtige Aspekte des Zustandes der Gewässer bzw. deren Beeinträchtigungen geben. Dazu wird auf ein einheitliches Klassierungssystem zurückgegriffen und das Fliessgewässer oberhalb und unterhalb der entsprechenden Einleitstelle untersucht.


Bodensee
Der Bodensee ist mit seiner gesamten Fläche von 536 km² der drittgrösste See Mitteleuropas. Sein Einzugsgebiet beträgt rund 11‘500 km² und reicht im Süden bis nach Italien. Der Bodensee ist wie jeder grosse See ein komplexes und träges Ökosystem und hat seine eigenen charakteristischen Merkmale und Lebensbedingungen. Er ist als Trinkwasserspeicher für rund fünf Millionen Menschen und als Natur- und Erholungsraum von grosser Bedeutung.

Nach dem zweiten Weltkrieg nahm die Verunreinigung des Bodensees massiv zu. Die eigens für den Schutz des Sees gegründete Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) stellte 1963 den Phosphateintrag als Hauptursache einer bereits erkennbaren Eutrophierung fest. Dank der eingeleiteten Massnahmen wie das Verbot phosphathaltiger Waschmittel oder die Einführung der Phosphatfällung auf Kläranlagen konnten die negativen Auswirkungen gestoppt und die Wasserqualität über die Jahre wieder verbessert werden.

Nach dieser rund 30 Jahre dauernden nährstoffreichen Phase gilt der Bodensee heute wieder als nährstoffarm. Aktuell liegt das volumengewichtete Jahresmittel der Konzentration des Gesamtphosphors bei rund 8 µg/l. Solche Werte entsprechen einem naturnahen Zustand, der für nährstoffarme Alpenseen typisch ist.

Faktenblatt IGKB (PDF)

Gemäss dem Bericht «Standortbestimmung zur Fischerei in Schweizer Seen und Fliessgewässer» des Bundesrats vom 30. Januar 2019 dienen möglichst natürliche Nährstoffkonzentrationen in Seen dem Biodiversitätsschutz. Ausserdem sind sie die beste Vorsorge gegen negative Auswirkungen des Klimawandels oder von Neozoen und kommen den meisten Nutzungen am See wie der Trinkwasserversorgung sowie der Naherholung zugute. Deshalb sind für den Bundesrat Experimente wie die künstliche Erhöhung der Nährstoffkonzentrationen im See mit einem zu hohen Risiko behaftet und nicht weiterzuverfolgen.

Positionspapier der Kantone SG und TG (PDF)